Bereits in den 1920er Jahren konnte man in den USA eine etymologische Vermischung der Sphären Arbeit und Liebe wahrnehmen, als nämlich sogenannte "working girls" (junge, berufstätige Frauen, meistens Angestellte in Büros, die kurze Kleider trugen, noch kürzere Haare, und in der Öffentlichkeit rauchten) nicht nur den ersten breiten, unübersehbaren Schwung mit bislang unbekannter Souveränität über ihre Sexualität verfügender Frauen (mehr als nur soziologisch) markierten, sondern im gemeinen Umgangston konnte "working girl" stets auch eine Prostituierte bedeuten. Im subkulturellen Jive bildete sich die Silbe "work" zunehmend zu einer Vokabel für selbstbestimmte, nicht selten sexuell dissidente Aktivitäten aus, bis sie in der überwiegend queeren, zumeist lateinamerikanischen Subkultur der (von Judith Butler und Madonna glorifizierten) voguenden Ballsäle Spanish Harlems zu einem zentralen Terminus wurde. "You Better Work" hieß der Refrain des Superhits "Supermodel" der drag queen RuPaul, und das war wirklich nicht als Aufruf zur Arbeitsmoral der white anglo-saxon protestant (WASP) society der USA gemeint (der dazugehörige Videoclip wurde in New Yorks für seine schrägen Bordsteinschwalben berüchtigtem "meat-packing district" gedreht). Die "Underground House Music" New Yorks, "Chicagos Booty Bass" oder Detroits "Ghetto-Tech" nutzt die Vokabel bis heute im Kontext kaum verhohlener sexueller Metaphern ("work my body over"), die hier aber, zumal oft sehr dialektisch bipolar kodiert, nicht dem (handels)üblichen Sexismus dienen, sondern (im Dreieck der Diffamierungen race, class and gender) kritisches Potential entfalten. David Moufang und Thomas Meinecke haben sich durch das Repertoire dieser aufregenden Musik gearbeitet und aus unzähligen Samples, gepaart mit Aussagen einschlägig Involvierter (dance veterans, drag queens, DJs), auch ihren eigenen Stimmen und Instrumenten, einen hypnotischen Mix produziert. Andere Räume, andere Stimmen.weiterlesen