Wozu Literatur? Wozu taugt Literatur? Wozu lesen wir? Für Hans-Jost Frey sind derlei Fragen alles andere als fragwürdig. Er stellt sie nicht mit der Absicht, Fragen durch Antworten zu beseitigen. „Was der Zweck der Literatur sei, beschäftigt mich deshalb, weil es fraglich ist, ob sie überhaupt einen Zweck hat.“ Fragwürdig ist ihm auch, was Literatur ist: „Es steht nicht fest“, sagt Hans-Jost Frey in seiner Vorlesung, die er im Sommersemester 1982 an der Universität Zürich gehalten hat, „was Literatur ist.“ Freys Nachdenken über Literatur ist der Versuch, alle Antworten so beweglich wie möglich und auf die Freiheit hin geöffnet zu halten, einen Text auch immer wieder anders verstehen zu können – auch um den Preis der Auflösung und Neutralisierung aller Standpunkte. Erst wenn Literatur daraus entlassen ist, Mittel und Zweck zu sein, erst wenn sie vom Standpunkt befreit ist, wird sie frei, wirklich etwas zu bedeuten.weiterlesen