Wunder wirken
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
mit Wundern ist das so eine Sache: Umgangssprachlich führen wir das Wort ja häufiger im Mund, besonders dann, wenn uns etwas Staunen macht, positiv in der Regel, weil etwas so, wie wir es erwartet oder befürchtet haben, eben nicht eingetreten ist. Wir sind angetan, freuen uns, können es kaum glauben – aber es ist wahr, zumindest scheint es so. Hat das etwas mit den biblisch überlieferten Wundererzählungen zu tun, mit dem wirkmächtigen Handeln Jesu, von dem uns die Evangelisten berichten und von dem sie uns glauben machen wollen, dass sich ereignete, wovon sie berichten, dass es wahr ist? Biblische Wundererzählungen geben Rätsel auf, sie erschließen sich nicht einfach so. Als literarische Gattung wollen sie durchdrungen und überdacht sein, überprüft auf historische Kontexte und Aussageabsicht, um sie aus einer religiösen und kulturellen Vergangenheit im Heute sprechen und lebensbedeutsam werden zu lassen – wider jedes magische Verständnis.
Diesen Anforderungen stellen sich die Beiträge im Informationsteil dieser Publikation. Gabriele Theuer klärt grundsätzliche Fragen zum Wunderverständnis im Neuen Testament und stellt ihre Bedeutung als Auferstehungs- und Reich-Gottes-Geschichten heraus. Hermann Josef Riedl befasst sich eigens mit den sogenannten Zeichen im Johannes-Evangelium. Neben grundsätzlichen Informationen zu deren Auslegung und einem didaktischen Ausblick erläutert er exemplarisch das Weinwunder bei der Hochzeit von Kana (Joh 2,1–11) und die Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten (Joh 4,46–54). Markus Schiefer Ferrari geht in seinem Beitrag von der Heilung eines Blinden in Mk 8,22–26 aus und verortet diese zunächst im Zusammenhang aller Wundererzählungen des Markusevangeliums, bevor er diese Heilungsgeschichte aus spiritueller, soteriologischer und inklusiver Perspektive erläutert.
Bildlich begleiten diese Beiträge Darstellungen der Kunstgeschichte von der Spätantike bis hin zur Moderne. Schlaglichtartig verdeutlichen sie, dass und wie zentrale biblische Texte von Beginn des Christentums visuell kommuniziert wurden: das Ölgemälde Christus auf dem See Gennesaret von Eugène Delacroix aus dem 19. Jahrhundert, zwei Beispiele aus der Ottheinrich-Bibel des 16. Jahrhunderts, der wohl frühesten illustrierten deutschsprachigen Handschrift des Neuen Testaments, das Relief von der Hochzeit zu Kanaan auf der bronzenen Bernwardssäule im Dom zu Hildesheim, die um 1000 entstand, die Szene einer Blindenheilung auf einem Sarkophag des vierten Jahrhunderts und schließlich das Titelbild aus dem dritten Jahrhundert, Teil einer Wandmalerei aus der ältesten bekannten Hauskirche in Dura Europos und Gegenstand der Bildbetrachtung.
Der Materialteil umfasst Erläuterungen für den Umgang mit neutestamentlichen Wundererzählungen im Elementarbereich, Unterrichtsentwürfe für die Grundschule zur Heilung eines Taubstummen (Mt 7,31–37), zur Heilung einer Frau mit gekrümmtem Rücken (Lk 13,10–13) und zur Heilung eines Gelähmten (Mk 2,1–12) sowie Praxisbeispiele zur Blindenheilung (Mk 10,46–52) für die zehnte Klasse der Realschule und zum Sturm auf dem See (Mk 4,35–41) für den Bereich Sonderpädagogik. All diese Beiträge knüpfen an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen an, um Möglichkeiten zu eröffnen, die neutestamentlichen Wundergeschichten in Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit zu setzen.
Wir wünschen eine spannende Lektüre und viel Freude bei der Umsetzung eines der herausforderndsten Themen der Religionspädagogik!weiterlesen
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