Ritter malt und zeichnet. Was hier ganz selbstverständlich erscheint, sollte
man zunächst im Vergleich genauer ins Auge fassen. Denn dann wird schnell deutlich,
wie die Arbeiten sowohl in der Zeichnung wie in der Malerei ihre hohe Qualität
auf sehr verschiedene Weise gewinnen.
Susanne Ritter malt überlebensgroße Bildnisse, die in ihrer Form präzise durchgearbeitet
werden, die malerisch vom Farbdreiklang Haut/Haar – Kleidung – Hintergrund
leben und die trotz der Größe (des Formats wie der als Brustbild dargestellten
Person) eher Distanz als Nähe zwischen Betrachter und Bild zu suggerieren scheinen.
Zugleich ist diese Malerei für den Betrachter im Wortsinn eine Augenweide, die
seinen Blicken überall bewusst ausgesetzt wird. Sie kann es sich leisten, das Auge
immer wieder auch zur Nahsicht heranzulocken, denn diese Augenweide bietet
“Futter” bis in den letzten geklärten Winkel.
Ganz anders die Zeichnung. In der Ateliersituation werden die vergleichsweise
zurückhaltenden zarten Arbeiten zwischen den gewichtigen Malereien zunächst
kaum wahrgenommen, d.h. sie sind wirklich leicht zu übersehen. Nicht nur, weil
ihre Farbigkeit sich ausschließlich auf die Grauabstufungen des Graphits beschränkt,
sondern weil die Formate eben auch deutlich kleiner sind. Ein mehr als nur wahrnehmender
Blick auf diese feinen Blätter ist also nötig, und dabei auch ein anderer
als auf die gemalten Großbildnisse. Dann fällt zunächst auf: Diese Zeichnungen
wirken – auch im Wortsinn – vorläufig, aber gültig, offen, aber fertig. Auch wenn
Details oft nur angedeutet werden, sind die Arbeiten jeweils in sich abgeschlossen.
Alle diese Momente bewirken den Eindruck großer Unmittelbarkeit, Authentizität
und Nähe. Die Arbeitssituation selbst im Kontakt zwischen Zeichnerin und Modell
wird im Bild noch einmal spürbar, und die Päsenz beider wird sehr lebendig.weiterlesen