Was könnte ferner liegen angesichts der Nöte und Bedrängnisse der Zeiten, als sich um ein Verständnis der Zeit-Weisen von ›Muße‹ und ›Musen‹ zu bemühen? Was aber läge näher, als von der Zeitnot der Welt und ihren Weglosigkeiten einen Abstand finden zu wollen, der allererst einen Blick auf sie zu ermöglichen vermag? Muße zu erreichen und sie durch musische Bildung zu gestalten, galt in Europa über drei Jahrtausende lang als das höchste Ziel aller menschlichen Aktivitäten. Ausdrücke von einst gewaltigem Gehalte – mousai und schole – sprachen davon, wie uns Zeit überhaupt gewährt sein könne. In wenigen Jahrzehnten aber legte sich über sie ein verstaubt klingender Unterton. Heute bemühen sich staatliche und wirtschaftliche Kräfte darum, sie als ›zeitaufwendig‹ vollends aus dem öffentlichen Leben zu tilgen. Und Zeit wurde selbst in der Freizeitindustrie knapp. – Doch von welcher Zeit ist die Rede?
Es werden in dieser Abhandlung die herrschenden Auffassungsweisen von Zeit und Zeitlichkeit erörtert, wie sie sich verhüllend über eine der Muße und den Musen eigene Zeit gelegt haben. Es soll wieder verständlich werden, was es hieß, in der Muße läge die höchste Tätigkeit und die Musen schenkten uns die der Schönheit eigene Zeitlichkeit.weiterlesen