Zettel & Schuss
Arno Schmidts Textherstellungsverfahren in »Zettel’s Traum«
Produktform: Buch
Arno Schmidt hat das Verfahren der Textherstellung in »Zettel’s Traum« einmal mit einem Gobelin verglichen, also einem textilen Gewebe von vertikalen Kettfäden (auch »Zettel« genannt) und horizontalen Schussfäden.
»Zettel & Schuss« untersucht Schmidts Verfahren anhand von etwa einem halben Dutzend zentraler Begriffe des Romans, die als rote Fäden (= Zettel) durch das Textgewebe verfolgt und analysiert werden. Diese Begriffe werden von anderen Begriffen gekreuzt, den querschießenden Fäden (= Schuss). Durch diese Kreuzungen ergibt sich in der konkreten Analyse ein textliches Untersuchungsgewebe von ungefähr 150 unterschiedlichen bedeutungstragenden Begriffen, die in etwa 135 Knotenpunkten – Textpassagen oft im Umfang von fünf bis zehn Seiten – analysiert und gedeutet werden. Hierzu werden rund 100 Zitatquellen Schmidts ausführlich gesichtet und in ihrer Bedeutung für »Zettel’s Traum« in die Untersuchung eingearbeitet. Durch dieses Analyseverfahren wurde ein bedeutender Teil des Romans in die Interpretation einbezogen, obwohl keine Gesamtauslegung intendiert sein konnte.
Die Analyse in »Zettel & Schuss« begnügt sich eben nicht mit der Zweidimensionalität der längslaufenden und querschießenden Fäden, sondern untersucht die dritte Dimension der Knotenpunkte. Im Ergebnis tun sich dadurch sogenannte »Wurmlöcher« auf, wenn die Analyse Arno Schmidts Anspielungsraum in seinen herangezogenen Quellen aufschließt. Dieses in der vorgelegten Untersuchung Dutzende Male demonstrierte Verfahren deckt die von Schmidt in seinen Quellen tatsächlich gemeinten Anspielungen auf, die in der Oberflächenstruktur von »Zettel’s Traum« lediglich durch Signalwörter repräsentiert sind. Durch die genaue Analyse der von Schmidt angezielten Quellen wird im Ergebnis bestimmt, welchen eigenen Beitrag diese Quellen zu den in »Zettel’s Traum« verhandelten Thematiken liefern.weiterlesen
Dieser Artikel gehört zu den folgenden Serien