Theoretische Begründungen für die Vertretung der Interessen arbeitender Menschen, für gewerkschaftliche Organisationsweisen unddie damit zusammenhängenden Bildungstätigkeiten werden seltenzum Gegenstand universitärer oder außeruniversitärer Forschung.Daher versucht das Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), sichkontinuierlich und systematisch mit (zur Gänze oder zum Teil) verdrängten und verschütteten Theorieansätzen und Praktiken in derBildungstätigkeit österreichischer Gewerkschaften (in der spätenHabsburgermonarchie, in der Ersten und Zweiten Republik Österreich) wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Dies geschieht in Form von Arbeitstagungen mit österreichischen und internationalen ExpertInnen. Die Ergebnisse dieser Tagungen werden zeitnah publiziert. Der vorliegende erste Band der Publikationsreihe dokumentiert Referate, die sich mit der Zeit derspäten Habsburgermonarchie beschäftigen. Dabei werden Zusammenhänge der Bildung der arbeitenden Klassen mit Kunst und Wissenschaft der Wiener (und auch der tschechischen) Moderne aufgezeigt. Was Arbeiterinnen und Arbeiter in der Zeit um 1900 an fiktionaler und nicht fiktionaler Literatur gelesen, an Musik gehört und anvisuellen Kunstwerken gesehen haben, war nicht ohne Bedeutungfür ihre individuellen Einstellungen und Verhaltensweisen und fürihre Bereitschaft und Fähigkeit, sich zwecks kollektiver Interessensvertretung zu organisieren. Besondere Aufmerksamkeit bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Gewerkschaften und den gesellschaftlichen Bedingun-gen ihres Agierens gilt den Selbstbildungsprozessen der Individuenund der sich daraus ergebenden Eigenständigkeit im Denken undHandeln. Ebenso Aufmerksamkeit gilt einer Wissenschaft, die sichselbst im Rahmen einer Kultur der Arbeit versteht und so eine kulturelle Nähe zu den arbeitenden Klassen hat; sowie einer modernenKunst, die bei ihrem Publikum selbständiges, beurteilendes Denkeneinfordert und auslöst.weiterlesen