Zukunft
Journal für politische Bildung 1/2024
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Ist das Jahr 2024 „das Schlüsseljahr für die Zukunft der Weltordnung?“, fragte die Journalistin Sabine Matthay kürzlich in
ihrer Talksendung „Matthay fragt“. Blickt man auf die bevorstehenden Wahlen zum amerikanischen Präsidenten am
05. November 2024, die Wahlen zum Europäischen Parlament vom 06. bis zum 09. Juni 2024 oder die diesjährigen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Ukraine, würde man diese Frage wohl mit „Ja“ beantworten. Immerhin sind
erstmalig über 200 Millionen Menschen weltweit in 70 Staaten zur Wahl aufgerufen.
Über Zukunft nachzudenken, bedeutet über das Kommende zu sprechen: „Wie wollen wir im morgen leben? Welchen
Beitrag kann ich zur Gestaltung meiner Zukunft und zur Zukunft anderer beitragen? Will ich das und muss ich das? Und wo
kann ich aktiv werden und jenseits scheinbar vorfestgelegter Bahnen Einfluss auf das Zukünftige nehmen? Wo kann ich und
wo können wir für empirische Brüche in vermeintlichen Kontinuitätslinien sorgen? Und wo beginnt mein Einfluss und wo
endet er? Was wünsche ich mir anders?“ Fragen der Zukunft gehen alle etwas an und werden von allen mitgestaltet, ob
gewollt oder nicht, ganz gleich in welcher sozialen Rolle. Das betrifft sowohl die großen gesellschaftlichen Entwicklungsperspektiven als auch die scheinbare Banalität des Alltags eines Jeden, insbesondere aber den Zusammenhang zwischen beiden Systemen, wie mit John Deweys Perspektive auf die Demokratie als Regierungs- und Lebensform ausgeleuchtet werden kann.
Die Welt befindet sich in einer Schieflage, die das morgen prägen wird. Das ist unbestritten. Doch was braucht es, um
den düsteren Zukunftsaussichten mit hoffnungsvollen Gegenerzählungen entgegenzutreten, die keine Erzählungen
bleiben? Unbenommen ist auch, dass die Mitgestaltung von Zukunft und Utopien nur in einem offenen Zukunftskonzept,
das auf Freiheit, Liberalität und Sozialität setzt, funktionieren kann und nicht in autokratischen Systemen, in denen wenige
über die Zukunft aller bestimmen. Oder um es mit Adorno zu sagen: „Man kann sich verwirklichte Demokratie nur als
Gesellschaft von Mündigen vorstellen.“ (1971) Dass das so ist und bleibt, dafür engagieren sich seit Anfang dieses Jahres
Millionen von Menschen auf der Straße und treten ein für eine offene Gesellschaft und eine offene Zukunft. Die Demokratie
ist in Bewegung, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch die Landschaft der politischen Bildung beschäftigt sich mit Fragen der Zukunft, wie an einer Fortbildung des baps zum Thema „Zurück in die Zukunft! Wie die Utopiefähigkeit der Hoffnungslosigkeit entgegenstehen kann“ Anfang dieses Jahres deutlich wird. Dabei geht es immer auch um die Frage, wie man über (die) Zukunft denken und reden kann und welche Angebote es braucht, um das gemeinsam mit anderen zu tun und Denken und Machen zu verzahnen. Dieses Heft versammelt unterschiedliche Blickwinkel zum Thema Zukunft, ermöglicht Einblicke in theoretische Perspektiven und Praxiskonzepte und stellt Denkangebote vor, Zukunft in der Breite, aber auch in der Tiefe zu denken,
verbunden mit einer vernetzten Sichtachse aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das gibt Mut zur Hoffnung, aber auch Perspektiven auf konkrete Bildungsanlässe in der praktischen Arbeit vor Ort.weiterlesen
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