Nach der Wahl zur Volkskammer im März 1990 hatte sich die neue Regierung das Ziel gestellt, die DDR so schnell wie möglich abzuwickeln. Am 2.10.1990 wurde der Beitritt vollzogen. Es war auch nur ein Beitritt, der nun jährlich als Wiedervereinigung gefeiert wird. Die DDR-Post, wo der Autor als Oberrat tätig war, wurde von der Bundespost übernommen und war über Nacht Bestandteil des öffentlichen Dienstes. Die ehemalige Fremdbestimmung durch die bisherigen politischen Strukturen wurde durch eine Beamtenorganisation ersetzt. Alsbald wurde von den Beamten auch die Neuverteilung der Arbeit über neue Dienstposten und Laufbahnen organisiert. Häufig war damit auch der Wechsel in die zweite oder dritte Reihe verbunden. Während in der Industrie ein Kampf um die Erhaltung von Arbeitsplätzen entstand, ging es bei der Post und den anderen Behörden sowie Universitäten der ehemaligen DDR um neue berufliche Karrieren von Beamten aus den alten Bundesländern mit gleichzeitiger Integration der bisherigen Beschäftigten. Auch für den Autor war schon die Kündigung wegen Nichteignung verfügt. Doch es kam alles ganz anders. Ein Jahr darauf war er als Referent und später als Abteilungsleiter in Bonn bei der Abwicklung der Bundespostbehörde beteiligt. Dabei wurden die Führungspositionen, wie bei der DDR-Post, neu besetzt. Ziel war die Abkehr von alten Beamten- und Behördentraditionen und der Aufbau moderner Verwaltungsstrukturen. Der Autor beschreibt Episoden aus seinem Leben in der DDR. Dabei wird ein nicht alltäglicher Lebensweg sichtbar. Einen breiten Raum widmet er der Wendezeit und dem Umbau der DDR- und Bundespost. 1995 hatte die neue Post eine rosarote Null erreicht, nach Jahren des ständigen Anstiegs der roten Zahlen und trotz der Kosten zur Integration der DDR-Post. Nach Ansicht des Autors sicherte nicht die Privatisierung den Erfolg, sondern die Überwindung von Behördendenken und althergebrachter Traditionen. Das sollen auch in Deutschland die Ursachen für den Widerspruch zwischen den stetig steigenden Steuereinnahmen und die über Jahre vorgenommenen Einschränkungen bei Investitionen, Daseinsvorsorge, Bildung und Polizei sein. Die Erfahrungen aus der DDR, gespiegelt an den Erlebnissen nach dem Beitritt, ermöglichen dem Autor eine gewisse Distanz bei der Analyse vermeintlicher verkrusteter und der gesellschaftlichen Entwicklung hemmenden Strukturen. Seine Ansichten und Lösungsansätze werden mit dem Buch dem politisch interessierten Leser zur Diskussion gestellt.weiterlesen