Das Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen ist das einzige unter den zahlreichen Kodifikationsvorhaben eines der deutschen Mittelstaaten des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts, das in Deutschland tatsächlich erfolgreich beendet worden ist und von seinem Inkrafttreten am 1. März 1865 - räumlich beschränkt auf das Gebiet des Königreichs Sachsen - bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich in Geltung war. Trotz seiner schon hierdurch begründeten Ausnahmestellung und seiner unbestreitbaren Vorbildfunktion für das BGB wurde es in der rechtsgeschichtlichen Forschung bis heute - wenn überhaupt - nur wenig beachtet. Gestützt auf die weitgehend unveröffentlichten, zahlreichen Gesetzgebungsmaterialien, unternimmt die Arbeit den Versuch, die 100 Jahre währende Entstehungsgeschichte dieses zu Unrecht wenig beachteten Gesetzbuches nachzuzeichnen: Neben dem äußeren wechselhaften Verlauf der Gesetzgebungsarbeiten wird die enge Verknüpfung zwischen den sich wandelnden gesellschaftlichen und politischen Strömungen und den mit diesem Gesetzgebungsvorhaben verfolgten, sich ändernden Motiven und Zielsetzungen aufgezeigt, wobei diese anhand der konkreten Ausgestaltung der jeweiligen Gesetzesentwürfe in Form und Inhalt näher untersucht werden. Eine gleichsam paradigmatische Funktion kommt hierbei der fortlaufenden Auseinandersetzung der Akteure mit der Bedeutung des römischen Rechts zu. Zugleich wird ein Stück sächsischer (Rechts-)Geschichte aufgezeigt, die, um nur einige Stichworte zu nennen, sowohl vor dem Hintergrund des hohen Ansehens der sächsischen Rechtswissenschaft als auch der Nationalstaatsdiskussion und Beustscher Triaspolitik bis auf den heutigen Tag eine stärkere Beachtung verdient.weiterlesen