Zwischen Angst und Sicherheit. Juli Zehs Konstruktion eines gespaltenen Kollektivismus in "Corpus Delicti"
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen, Sprache: Deutsch, Abstract: „Wer Sicherheit verspricht, schürt zuerst Unsicherheit und Angst.“ (Willy Meurer)
Mit diesem Aphorismus möchte ich in die grundlegende Thematik meiner Seminararbeit über das Verhältnis von Angst und Sicherheit in Juli Zehs Roman "Corpus Delicti" einführen. Die in Juli Zehs Roman Corpus Delicti beschriebene Gesellschaftsordnung wird maßgeblich durch die Gesetze der Methode determiniert, von der Gottwein in ihrem Aufsatz Die verordnete Kollektivität schreibt, sie sichere sich durch zwei Denkansätze. Auf der einen Seite „basiert [die Methode] auf dem festen Glauben an die Wissenschaften, die einen sicheren Weg (Methode) zu garantieren scheinen“. Auf der anderen Seite fußt sie auf der kulturellen Aufgabe, die gesellschaftliche Angst der Vergänglichkeit durch vorgeschriebene Ordnung und Beständigkeit mittels Verhaltensvorschriften zu minimieren. In meiner Seminararbeit möchte ich eben diese Ambivalenz zwischen Angst und Sicherheit untersuchen und deren Einfluss auf die Individuen der Gesellschaft darlegen. Die Motivation zu diesem Thema entstand aus Juli Zehs Plädoyer für eine freie Gesellschaft in ihrem Buch Angriff auf die Freiheit, in dem sie schreibt, dass der „vermeintlich abgesicherte Bürger […] der regulierte Bürger“ sei und der Staat aus Gründen dieser Regulierung und zum Schutz der Gesellschaft möglichst viele Informationen über die Bürger sammelt. Dabei dient die Angst als allmächtiges Druckmittel, um eine Gesellschaft verstummen zu lassen. Beide Aspekte von Angst und Absicherung lassen sich auf Juli Zehs Roman "Corpus Delicti" übertragen. Zentral ist dabei die beschriebene Methode, die durch Informationssammlung den Bürger reguliert und seine Ängste schürt. Die Auswirkungen auf die Charaktere lassen sich besonders an Mias Hausbewohnern aufzeigen. Sie agieren als Repräsentanten der angstgeschürten Gesellschaft, die ihr Verhalten im Sinne der Sicherheit auf die Vorgaben der Methode anpassen. Mia kann hingegen im Laufe des Romans Teile ihrer Angststruktur überwinden und positiv für die Revolte gegen die Gesellschaftsstruktur nutzen. Basierend auf Riemanns standardisierten Angstdefinitionen der Angst vor der Selbsthingabe, der Angst vor der Selbstwerdung, der Angst vor der Wandlung und der Angst vor der Notwendigkeit, möchte ich den von Juli Zeh in Corpus Delicti konstruierten Entwurf von Angst und Sicherheit darstellen und die durch diese Angstparadigmen definierten Persönlichkeitstypen anhand der Charaktere in Corpus Delicti aufzeigen.
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