Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Alexander Demandt, Historiker, Ordinarius am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin.
'Die Alten von heute sind die Jungen von gestern'. Jürgen Boeckh verfolgt in seinen Erinnerungen diesen banal scheinenden Gedanken konsequent: 'Heute erscheint der Nationalsozialismus den Jüngeren als eine Sache der Gestrigen, der Reaktion. Damals war es umgekehrt'.
'Die Zustimmung zum Nationalsozialismus war unter den Jungen und Jüngeren am größten und nahm zu den mittleren und älteren Jahrgängen hin ab. Für einen großen Teil der Bevölkerung waren Hitler und seine Gefolgsleute ja selbst junge Männer. Hitler war noch nicht 44 Jahre alt, als er Reichskanzler wurde. Der einzige Ältere aus seiner näheren Umgebung war Wilhelm Frick, seiner Herkunft nach kein typischer Nazi. Er war 55 Jahre alt, als er 1933 Reichsinnenminister wurde. Den Rivalen Röhm, Jahrgang 1887, ließ Hitler umbringen. Älter als er war noch Julius Streicher, 48 Jahre alt bei der Machtergreifung. Die anderen waren alle jünger: Göring gerade 40, Goebbels 35, Heß 38, Himmler 32, Heydrich 28, Baldur von Schirach, der dann zum Reichsjugendführer gemacht wurde, erst 25 Jahre alt.
Der Nationalsozialismus betrieb systematisch einen Kult des Neuen und einen Kult der Jugend.'
Selbst zum Jahrgang 1922 gehörend, erlebte Jürgen Boeckh diese Gefühle. Am 30. Januar 1933, dem Tag der Machtergreifung, war er neun Jahre alt. Aus bürgerlichem und konserva-tivem Hause stammend, wachsam und an vielem interessiert, faszinierte ihn in den Folgejahren die - wie er es damals empfand - dynamische Entwicklung des Nationalsozialismus mit seinen "jungen Männern". Dass er selbst nicht dazu stieß, war der festen Verwurzelung mit der Kirche zu verdanken. Je mehr die Nazis die Kirchen verächtlich machten und in den Hintergrund drängten, desto heftiger wuchs sein Widerstand gegen diese Bevormundung und Einmischung.
"Ein bemerkenswertes Buch, das unter den Zeitzeugnissen einen eigenen Akzent setzt."
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