Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Entwaldung und Waldschädigung stellen die schwerwiegendsten Umweltprobleme Nicaraguas dar. Die Expansion der Landwirtschaft ist der größte Treiber der Abholzung und die Landnutzungsänderung die signifikanteste Ursache der Treibhausgasemissionen. In diesem Kontext sind Strategien zur Reduzierung
der Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung (REDD) als Mitigationsoptionen relevant. Es ist jedoch fraglich, ob ein solcher Mechanismus ausreicht, um die aktuellen Landnutzungsentscheidungen, die von den Opportunitätskosten alternativer Landnutzungen abhängen, zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang steht REDD vor der Herausforderung, Optionen für Handlungsrichtlinien zu identifizieren und umzusetzen, welche die Ursachen der Entwaldung und Waldschädigung effektiv
adressieren, ohne negativ auf die Lebensgrundlagen und das Gemeinwohl zu wirken. Aktuelle Muster der Landnutzungsänderungen und die damit verbundenen Opportunitäts-, Transaktions- und Implementierungskosten sollten bei der Entwicklung von Waldschutzstrategien und der Beteiligung oder Nichtteilnahme an Projekten, die den Wald als Kohlenstoffsenke nutzen, berücksichtigt werden.
Diese Studie untersucht die Opportunitätskosten der REDD Implementierung im Bosawas Biosphärenreservat im nördlichen Nicaragua sowie die Umsetzbarkeit der Implementierung von REDD mittels einer Fallstudie im Projektgebiet. Sie diskutiert die Vorteile und Verpflichtungen der REDD Strategieoptionen mit den Interessensgruppen. Die drei wichtigsten Kostenelemente, die in der Analyse berücksichtigt werden, sind die Opportunitätskosten der aktuellen Landnutzung, die Transaktions- sowie die Implementierungskosten. Die Opportunitätskosten der aktuellen Landnutzungen werden für künftige Landnutzungsszenarien berechnet; die Kostenschätzungen basieren auf empirischen Daten der Jahresumsätze der aktuellen Landnutzungen auf Dorfebene. Ein Basisszenario der CO2-Emissionen und den damit verbundenen Opportunitätskosten wird für einen Zeitraum von 30 Jahren unter Ansatz der
Gewinn-Verlust- sowie Kapitalwert-Methode berechnet. Die Transaktions- und Implementierungskosten basieren auf der Kostenschätzung des Nicaraguanischen Bereitschaft für Projektentwürfe (RPP), welcher im Rahmen der “Forest Carbon Partnership Facility“ unter Ansatz des Kapitalwertes entwickelt wurde.
Um die Implementierungskosten zu bestimmen, wird in dieser Studie angenommen, dass REDD mittels der Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen (PES) umgesetzt wird. In dem Forschungsgebiet werden zwei Landnutzungsszenarien identifiziert und als Grundlage für die beiden Basissimulationen verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Opportunitätskosten die Hauptkostenkomponente von REDD darstellen und rund 98% der Gesamtkosten betragen, wobei die Gesamtkosten von REDD zwischen 183 US$ und 360 US$ pro Hektar pro Jahr liegen. Ich habe weiterhin festgestellt, dass, falls das REDD Programm unter dem PES Ansatz implementiert wird, der Kohlenstoffpreis zwischen 9 US$ und 18 US$ pro Tonne CO2 liegen sollte, um sämtliche Durchführungskosten, einschließlich der Opportunitätskosten der Landbesitzer zu decken. In diesem Sinne stellt die Kostenspanne den Mindestanreiz für die Regierung und die Landbesitzer dar, um an einem REDD Programm teilzunehmen. Ferner wird eine geo-spatiale Analyse unter Verwendung der inversen Distanzgewichtung von ArcGIS durchgeführt, um Kohlenstofferträge aus Waldkohlenstoffprojekten und die REDD Kosten zu projizieren.
Das Hauptziel der Analyse war es, Gebiete zu identifizieren, in denen - basierend auf der aktuellen Landnutzung - REDD Zahlungen effektiv sein können. Die Randgebiete der Pufferzone des Bosawas Biosphärenreservats hätten das größte Potenzial, im Rahmen eines REDD PES Programms. Diese Gebiete haben die niedrigsten Opportunitätskosten der Landnutzungsänderung und das höchste Potenzial zur Emissions-Reduzierung; jedoch sind die Grundbesitzverhältnisse nicht gesichert, so dass eine Einbeziehung dieser Gebiete in das REDD Programm sehr unwahrscheinlich ist. Im Gegensatz dazu eignet sich die Kernzone auf Grund der Grundbesitzrechte besser als die anderen Gebiete für ein REDD Programm. Jedoch sind hier die Opportunitätskosten am höchsten, und somit ist der potenzielle Nutzen von einem REDD PES Programm gering. Schließlich habe ich eine multikriterielle Analyse verwendet, um die Wahrnehmung der potenziellen REDD Teilnehmer bezüglich der Vorteile und Verpflichtungen dieses Programms zu bewerten. Hierfür wurden Waldbesitzer von Sarapiquí in Costa Rica, die zuvor an dem nationalen PES Programm
teilgenommen haben, ausgewählt, um sich an der Diskussion zu beteiligen. Für diesen Zweck wurden zwei Optionen ausgewählt: 1) Inklusion des nachhaltigen Managements der Primärwälder, Regeneration der Naturwälder und Management der Sekundärwälder unter einem PES Programm und 2) die Stärkung
der Institutionen. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, die sozialen, wirtschaftlichen, institutionellen und ökologischen Auswirkungen der beiden Optionen zu diskutieren. Die Ergebnisse zeigen, dass beide Optionen positive Auswirkungen auf die Umwelt, die Institutionen sowie auf soziale Bereiche haben, jedoch nur geringfügig zur Steigerung des wirtschaftlichen Wohlstands der direkten und indirekten REDD Teilnehmer beitragen werden. Die Ergebnisse dieser Doktorarbeit können bei den Entscheidungsprozessen sowie bei der Politikgestaltung behilflich sein, indem sie die Erkenntnisse über die Mindestanreize zur Verfügung stellen, welche die Regierung und die Waldbesitzer zur Teilnahme an einem REDD Programm motivieren können. Die Ergebnisse können auch als Grundlage zur Durchführbarkeitsbewertung dienen, um zu
bestimmen, auf welche Gebiete sich REDD fokussieren sollte und um die vielfältige Auswirkungen solcher Waldschutzpolitik zu betrachten.