Mut und Tragik von Denkerinnen der Moderne
Produktform: Buch
Kreative Vernunft – unter diesem Leitmotiv präsentiert das vorliegende Buch von Maja Wicki-Vogt Frauenporträts sowie Reflexionen zu einer dialogischen Kultur, in welcher Angst und Macht in ihren Wechselwirkungen befragt werden. Dabei werden bemerkenswerte Denkerinnen aus zwei Jahrhunderten untersucht, die sich schonungslos mit ihrer eigenen Lage auseinandergesetzt und sich gleichzeitig für politische und soziale, frauen- und friedensrechtliche Ziele eingesetzt haben, oft tragisch scheiternd.
Kreative Vernunft ist in der jeweiligen Zeit Ärgernis und Ansporn zugleich. Sie manifestiert sich in der Suche nach Übereinstimmung von Denken und Empfinden, von Intellekt und Psyche, so dass Handlungsentscheide und deren Folgen tragbar und verantwortbar werden.
In den vorliegenden Untersuchungen wird deutlich, dass der Kampf gegen widrige Umstände in erster Linie des offenen Wortes bedurfte; dass das Durchbrechen eines den Frauen verordneten Schweigens nicht selbstverständlich war. Einleitend werden daher Vorläuferinnen der Frauenemanzipation wie Olympe de Gouges, Mary Wollstonecraft und Flora Tristan sowie Romantikerinnen wie Rahel Varnhagen und Dorothea Schlegel vorgestellt. Danach konzentriert sich die Auseinandersetzung auf acht Frauen vom Übergang des 19. zum 20. Jahrhundert bis heute. Dazu zählen berühmte Persönlichkeiten wie Simone Weil und Hannah Arendt, weniger bekannte wie Bertha Pappenheim und Etty Hillesum, ins Verborgene zurückgedrängte wie Regina Kägi-Fuchsmann und Margarete Susman, umstrittene wie Rosa Luxemburg und Ulrike Marie Meinhof. Die Aufarbeitung der Zeit- und Lebensgeschichte dieser Frauen verbindet sich mit der sorgfältigen Analyse ihres Denkens und Verhaltens anhand ihres reichhaltigen Werks.
Maja Wicki-Vogt vermag mit diesem doppelten Ansatz, selbst bei scheinbar bekannten Personen neue, überraschende Einsichten zu gewinnen. Sichtbar werden glühende, mitreissende und zugleich nachdenklich stimmende Leben. Deutlich wird zudem ein Netzwerk gegenseitiger Bezugnahmen, und dokumentiert wird eine Europa betreffende alternative, oft jüdisch geprägte Kultur, in die auch die Schweiz vielfältig verknüpft ist.
Die Untersuchungen der einzelnen Frauenleben werden in theoretischen Texten erweitert. Es geht dabei um die schöpferische Kraft von Visionen, um ein Freiwerden von Angst und Hass sowie um eine Kultur des dialogischen Verstehens, die politisch höchst aktuell bleibt. So knüpft dieses Buch an historische Traditio-
nen an, um zur Bewältigung der Gegenwart beizutragen.