1944 – 1984. Malerei und Zeichnung
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Diese Publikation erschien anlässlich der Ausstellung "Ihre Bühne war das Bild, ihre Bilder der Raum ... Ilona Freyer-Denecke | Malerei und Zeichnung" vom 30. September 2018 bis 7. April 2019 im Kunsthaus der ACHIM FREYER STIFTUNG Berlin.
Mit radikaler Poesie verhandelt die Bühnenbildnerin Ilona Freyer-Deneckes in ihren freien bildkünstlerischen Arbeiten existentielle Themen, die im Persönlich-Biografischen beginnen und weit darüber hinausreichen. Die als befremdlich und paralysierend empfundenen gesellschaftlichen Zwänge und Machtstrukturen werden zeichnend, malend, schreibend entlarvt und münden in die Suche nach Fluchtmöglichkeiten. Die Frage nach einem angemessenen Ort des Individuums in der Gesellschaft führt die Künstlerin weiter in den Raum, in den Welt-Raum. Das Bild wird zur Welt, die Welt zum Bild. Freyer-Deneckes profunde inhaltliche Auseinandersetzungen sind das Motiv ihres ‚Malens wie Atmen’ – die daraus entstandenen Bilder sind Zeugnisse einer berührenden wie schonungslosen Offenheit.
Um die bestehenden Widersprüche zu formulieren und zugleich der Utopie einer harmonischen Beziehung Mensch-Ding-Natur Gestalt zu geben, hat Freyer-Denecke ihre ganz eigene, unverwechselbare Handschrift gefunden, die der Bild-Intention dient, ohne primär gefallen zu wollen. Mit ihren eigenwilligen Bildkompositionen, den ungezwungenen Linien – manchmal hart, manchmal sanftmütig – und dem Mut zu Farbe und Licht hat sie ein zu ihren Bühnenbildern kongeniales Werk geschaffen.
Mit der Präsentation einer Auswahl aus dem erhalten gebliebenen zeichnerischen und malerischen Nachlass von Ilona Freyer würdigt die Ausstellung eine singuläre künstlerische Position, die , die ihrer (Wieder-)Entdeckung harrt.
Ilona Freyer-Denecke (1943 in Dessau geboren, 1984 in Berlin gestorben) studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und begann ihre berufliche Laufbahn als Bühnenbildnerin in Magdeburg. Danach arbeitete sie am Deutschen Theater Berlin und für das Berliner Ensemble. Ab 1972 lebte sie mit ihrem Ehemann Achim Freyer in der BRD bzw. in West-Berlin. Sie war Gastprofessorin an der Hochschule der Künste Berlin und realisierte deutschlandweit zahlreiche erfolgreiche Bühnenbilder bzw. Kostüme.
U. a. war Freyer-Denecke für die Ausstattung von Leo Tolstois Macht der Finsternis 1976 am Schauspielhaus Düsseldorf und am Staatstheater Stuttgart für mehrere Inszenierungen von Claus Peymann verantwortlich: Die Gerechten (1976), Iphigenie auf Tauris (1977), Drei Schwestern (1978), außerdem Woyzeck (1974), Ein Sommernachtstraum (1977), Herbert Achternbuschs Ella (1978) und Jean Genets Der Balkon (1979). Das Bühnenbild und die Kostüme zur Bochumer Uraufführung von Gerlind Reinshagens Stück Frühlingsfest 1980 und die Kostüme für Achim Freyers Stuttgarter Inszenierung der Oper Echnaton von Philip Glass 1984 waren ihre letzten Arbeiten fürs Theater.