Geschichtsschreibung sollte sich mehr mit Unternehmern befassen und weniger mit Politikern, wurde unlängst im Essay einer bedeutenden internationalen Tageszeitung gefordert. Henri Deterding (1866 – 1939), der Begründer und jahrzehntelange CEO von Royal Dutch/Shell ist für ein derartiges Postulat geradezu die Idealfigur – wirkungsmächtig bis zum heutigen Tag, von abenteuerlichen Gerüchten umweht, dabei als Privat­person unbekannt. Kaum jemand vermag den Prozess des Übergangs vom allein herrschenden Unternehmensführer im Zeitalter der Industrialisierung zu einem teamorientierten leitenden Manager besser zu repräsentieren als dieser äußerst sportliche, charmante Niederländer. Bei seiner Ankunft in Singapur als junger Mann träumte er davon, dass sich sein »neues Leben wie ein magischer Teppich von nahezu grenzenlosen Möglichkeiten entfalten« werde. Wie Deterding einer der reichsten Männer der Welt wurde und welche Rolle sein Heimatland, Grossbritannien, Frankreich und die USA dabei spielten, ist Bestandteil einer äußerst spannenden Erzählung. Deutschland wurde für ihn im letzten Abschnitt seines Lebens zum Schicksalsland.