Noch waren die Worte einzelne Inseln ohne Verbindung untereinander. Die Inseln standen leer in Annas Meer der Unwissenheit und Stummheit. In einem Wortstrom an sie gerichteter Reden konnte Anna nun aber manchmal einzelne Worte, die sie verstanden hatte, wie Inseln heraus leuchten sehen. Aber bisher war sie stets nur Beobachterin geblieben beim Reden der anderen. Da Anna nicht schwimmen konnte, wagte sie es nicht, sich auf eine dieser Wort-Inseln zu stellen, geschweige denn, zu versuchen, von einer Insel zur anderen zu gelangen. Aber sie wuchsen aufeinander zu, diese Inseln, das spürte Anna deutlich. Und irgendwann würde sie in der Lage sein, trockenen Fußes von einem Wort zum nächsten zu gehen, ohne Angst, nass zu werden.

Vor etlichen Jahren hatte ich Distanzreiter in Australien getroffen, die Strecken von 80 Kilometern und mehr ritten. 
Ich dachte so etwas sei völlig unmöglich für mich,
ich war damals bereits über fünfzig… Damals ahnte ich jedoch noch nicht, dass es mich nach Namibia verschlagen würde, dem Sehnsuchtsort vieler Abenteurer, Individualisten und Reisejunkies. Und, dass ich Frankie kennenlernen würde.

Kraftvoll, zuweilen still und empfindsam setzt Frauke Volkland ihre Sprache ein, gleich der bezaubernd-schroffen Landschaft der Schweizer Berge. »Eisvogelblau« ist die Geschichte von Jürg, Franka, Beatrix und Peter sowie die eines kleinen Ortes in den Alpen von Graubünden. Es ist eine Geschichte, deren Wurzeln bis zu einem grausamen Gerichtsurteil in Thusis, den Bündner Wirren und den Veltliner Protestantenmorden reichen. Eine alte und zugleich moderne Geschichte, die noch lange nachhallen wird.

Ein Appell an die Aufarbeitung der Vergangenheit und die Versöhnung, 
ein Buch gegen das Vergessen. Lebendig, traurig, feinsinnig, couragiert und wunderbar warmherzig.