Deutsche Ostflüchtlinge und Ostvertriebene in Westfalen und Lippe nach 1945
Beiträge zu ihrer Geschichte und zur deutsch-polnischen Verständigung
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Forschungen zur Geschichte der deutschen Ostflüchtlinge und Ostvertriebenen in Westfalen und Lippe nach 1945 waren nach vielfältigen amtlichen und privaten Veröffentlichungen der ersten Nachkriegszeit in den vergangenen Jahrzehnten ein vielfach empfundenes Desiderat, auch gegenüber anderen Regionen und Ländern in Deutschland. Hier setzt das vorliegende Buch an. Es führt den Untersuchungsraum, der anfangs in der Britischen Besatzungszone ein eigener Verwaltungsraum war, 1946/47 aber mit dem Bezirk Nordrhein zum Land Nordrhein-Westfalen zusammen geschlossen wurde, wieder an den Stand der wissenschaftlichen Forschung in der Flüchtlings- und Vertriebenenfrage an und verbindet diese zugleich mit dem Bemühen um eine deutsch-polnische Verständigung über das Thema.
In über 20 Beiträgen werden zunächst Grundaspekte von Flucht und Vertreibung von der Ausweisung aus der ostdeutschen Heimat über den Transport bis zur Ankunft und Aufnahme in den zugewiesenen Aufnahmeorten behandelt und dabei insbesondere die Durchgangslager auf Landes- und Kreisebene bezeichnet. Ein zweites Kapitel stellt angesichts des allgemeinen Mangels und der Unzulänglichkeit kommunaler und staatlicher Stellen in der ersten Nachkriegszeit die Arbeit und Bedeutung der Kirchen und Freiwilligenverbände für die Lösung der Vertriebenenprobleme dar. Ein drittes Kapitel ist Fragen der sozialen Integration, der Wirksamkeit der Flüchtlingsbeiräte, der Arbeits- und Wohnfürsorge sowie der besonderen Situation von Frauen und Kindern gewidmet, ein viertes Kapitel Aspekten einer kulturellen Integration, bei der die Übernahme von Patenschaften über ostdeutsche Städte, Gemeinden und Kreise, die Pflege ostdeutschen Kulturguts und Brauchtums, aber auch Vertriebenenwallfahrten eine wesentliche Rolle spielten und sich auch Kontakte zur alten Heimat ergaben, die zur Überwindung von Gegensätzen und vielfach auch zu Partnerschaften zwischen Polen und Deutschland auf verschiedenen Ebenen führten. In einem letzten Kapitel werden Flucht und Vertreibung im Ausstellungswesen und im kollektiven Gedächtnis der betroffenen Nationen sowie das Recht auf Heimat im internationalen Zusammenhang untersucht und abschließend die Eingliederung der Vertriebenen am Beispiel des heutigen Kreises Warendorf vorgestellt. Im Anhang kommen Dokumente und Statistiken zur Flüchtlingsaufnahme in Westfalen und Lippe für die Jahre 1946-1970 zum Abdruck.
Das Buch will insbesondere Städten, Gemeinden und Kreisen des Untersuchungsgebietes, in dem nach 1945 zunächst zwei Drittel der Ostvertriebenen des Landes Nordrhein-Westfalen Aufnahme fanden, eine zuverlässige Grundlage und Anregungen für weiterführende Forschungen auf lokaler und regionaler Ebene geben.
Der Herausgeber (Jahrgang 1932) lehrt nach 20jähriger Schultätigkeit seit 1978 an der Universität Münster Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte und ist durch Schulbuchgespräche und zahlreiche Begegnungen seit 1975 mit dem Thema von Flucht und Vertreibung der Deutschen und dem deutsch-polnischen Beziehungsverhältnis vertraut.
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