Eine wichtige Ergänzung zu den von Schott neu publizierten Orchestermaterialen ist die Erstveröffentlichung von Klavierauszügen zu den zehn großen Opern von Richard Wagner in allen wichtigen Fassungen. Damit bieten wir den Bühnen und interessierten Opernliebhabern erstmals Klavierauszüge als Urtext-Ausgaben, die nach einheitlichen editorischen Kriterien konzipiert wurden:
* Der Notentext ist auf das Aufführungsmaterial der Gesamtausgabe abgestimmt.
* Alle Klavierauszüge sind proben- und studierpraktisch mit Studierziffern und durchgehenden Taktzählern ausgestattet.
* Als Herausgeber konnten renommierte Musikwissenschaftler aus dem Umkreis der Richard Wagner-Gesamtausgabe gewonnen werden, die in kritischen Vorworten Detailinformationen zu den jeweiligen Ausgaben vermitteln.
* Die Vorworte sind in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) abgedruckt.
* Eine einheitliche und ansprechende Umschlaggestaltung mit Reproduktionen von Gemälden aus der Wagner-Zeit unterstreicht den Reihen-Charakter der Edition.
DIE WALKÜRE
In der Tetralogie Der Ring des Nibelungen, der Wagner den bezeichnenden Untertitel "Ein Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend" gab, bildet Die Walküre den "Ersten Tag", nach dem Vorabend Das Rheingold. Der Beginn der Entstehungsgeschichte der Tetralogie wird gern ins Jahr 1848 gelegt, weil Wagner in diesem Jahr einen Prosaentwurf verfaßte, der aufgrund seiner Titel Die Nibelungensage (Erstschrift) bzw. Die Sage von den Nibelungen (Reinschrift) suggeriert, es handele sich bereits um den Ring des Nibelungen. Doch entstand die Idee dazu erst im Herbst 1851. Als Wagner nämlich im November 1848 – zu jener Zeit Dresdener Hofkapellmeister – das Textbuch zu der Heldenoper Siegfried’s Tod verfaßte, hatte er eine einzelne Oper im Sinn, und auch nach dem mißglückten Dresdener Aufstand vom 1849, an dem er beteiligt war, und seiner Flucht in die Schweiz hielt er noch an dieser Zielsetzung fest.
Im Sommer 1850 begann er in Zürich mit der Komposition von Siegfried’s Tod, brach die Arbeit allerdings nach kurzer Zeit ab. Ein knappes Jahr später, im Mai 1851, entwickelte er dann den Plan eines Doppeldramas: Siegfried’s Tod sollte durch das Voranstellen eines zweiten Stücks mit dem Titel Der junge Siegfried [später nur: Siegfried] mehr Schlüssigkeit erhalten. Doch auch diese Ausdehnung genügte Wagners dramatisch-dramaturgischen Ansprüchen nicht. Im November 1851 notierte er die ersten Textskizzen zu Das Rheingold und Die Walküre, 1852 folgten die Textbücher. Das zur Walküre wurde im Juni 1852 niedergeschrieben.
Ihre Premiere erlebte Die Walküre am 26. Juni 1870 in München, allerdings gegen den ausdrücklichen Willen Wagners, der keine separate Aufführung zulassen wollte. Nach seiner Vorstellung war Die Walküre nur innerhalb der gesamten Tetralogie sinnvoll und verständlich. Allerdings hatte er König Ludwig II. von Bayern, der seit 1864 sein ebenso honoriger wie großzügiger Gönner war, die autographe Partitur geschenkt und ihm überdies die Rechte an der Tetralogie verkauft. Er konnte daher nicht verhindern, daß der König, der begierig war, die bereits fertigen Teile zu hören, ihre Aufführung kurzerhand per Befehl durchsetzte. Ihre erste Aufführung als Teil des Zyklus erlebte die Walküre 1876 bei den ersten Bayreuther Festspielen.(Egon Voss, zitiert nach dem Vorwort zum neuen Die Walküre-Klavierauszug)weiterlesen