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www.erlebte-musik-geschichte.de
Armin Köhler, Redakteur beim SWR und Leiter der Donaueschinger Musiktage, hat am Beginn des 21. Jahrhunderts 33 Komponisten aus 17 Nationen befragt, die ab 1950 maßgeblich in das Rad der Geschichte eingegriffen haben. Jeder auf seine Weise, jeder in seiner Kultur, in seiner Nation, in seiner Sozialisation. Die Ausgewählten stehen paradigmatisch für bestimmte ästhetische Haltungen, für bestimmte kulturelle, politische und soziale Hintergründe.
Ausgewählt wurden Louis Andriessen, Harrison Birtwistle, Juan Allende-Blin, Konrad Boehmer, Pierre Boulez, Elliott Carter, Friedrich Cerha, Paul-Heinz Dittrich, Peter Eötvös, Brian Ferneyhough, Vinko Globokar, Friedrich Goldmann, Cristóbal Halffter, Klaus Huber, Mauricio Kagel, Georg Katzer, Gottfried Michael Koenig, Wilhelm Killmayer, Helmut Lachenmann, György Ligeti, Giacomo Manzoni, Younghi Pagh-Paan, Krzysztof Penderecki, Henri Pousseur, Josef Anton Riedl, Wolfgang Rihm, Frederik Rzewski, Dieter Schnebel, Mathias Spahlinger, Karlheinz Stockhausen, Christian Wolff, Hans Zender, Walter Zimmermann und als Gast der Musikwissenschaftler Heinz-Klaus Metzger.
Die Gespräche fanden zwischen Januar 2003 und Sommer 2005 an verschiedenen Orten Europas statt. Sie wurden vom April 2006 bis Mai 2007 in der SWR2-Sendereihe «Erlebte Geschichte. Komponieren ist immer ein Wagnis» übertragen und liegen jetzt auf DVD vor.
Virtuelle Gesprächsrunden – Diskussionen am radiophonen Tisch
Alle Künstler wurden mit den gleichen Fragen konfrontiert. Dies war die konzeptionelle Voraussetzung, um das daraus resultierende 75-stündige Originaltonmaterial in zwei unterschiedlichen radiophonen Formen aufarbeiten zu können. Bei der ersten «sitzen» die «Unvereinbaren» um einen virtuellen radiophonen Tisch, und «diskutieren» über die vorgegebenen Themen. Eine besondere Brisanz erhalten diese Runden durch die Tatsache, dass von Elliott Carter, Jahrgang 1908, bis zu Wolfgang Rihm, Jahrgang 1952, Künstler aus verschiedenen Generationen in einen imaginären Dialog treten.
Hörbilder – Geschichte in Geschichten
Zweites Formprinzip sind Hörbilder mit Musik, historischem O-Ton Material und anderen zeitgeschichtlichen Elementen, in denen die einzelnen Komponisten anhand persönlicher Erlebnisse ihre Perspektive auf die hinterfragten Phänomene schildern. Dabei handelt es sich nicht um Porträtsendungen, sondern um individuelle Blicke auf einen klar umrissenen historischen Zeitraum, fokussiert durch einen speziellen Fragekatalog. Die «Erlebte Geschichte» ist mithin auch eine Geschichte in Geschichten. Sie dokumentiert vornehmlich Zeitgeschichte.
Musikgeschichte durch Fragen
Die Fragen der Sendereihe konzentrieren sich sowohl auf kompositionstechnische als auch auf zeitgeschichtliche und soziale Komplexe:
• Gab es sie wirklich, die «heroischen» Lagerkämpfe, oder sind sie reine Legende des Feuilletons?
• Wie war das mit der Kategorie des Neuen in der Musik, und war die serielle Kompositionsmethode tatsächlich eine Sackgasse der Geschichte, wie von vielen Publizisten nach wie vor behauptet?
• Gab es ihn, den Fortschrittswahn in der Kunst?
• Woher rührt die zentrale Bedeutung der zwölftönigen Kompositionsmethode im europäischen Musikdenken?
• Stand im Zentrum des Denkens eher das Abschaffen, denn das Schaffen neuer Formen und Werte?
• War Cage ein Komponist oder doch nur ein Scharlatan?
• Wo liegen die künstlerischen, politischen und sozialen Wurzeln der einzelnen Lebensläufe?
• Und wie prägte die Elektrizität das Musikdenken in Europa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts?weiterlesen