Die empirischen Möglichkeiten, sprachliche Massendaten in großen Datenbanken (Korpora) zu untersuchen, haben deutlich gemacht, dass im sprachlichen Gedächtnis - neben grammatischen Regeln - vor allem auch stark verfestigte Wortverbindungen und Formulierungsschablonen (Muster/Konstruktionen) verankert sind. Diese werden je nach Situation und Absicht als sprachliche Bausteine abgerufen und eingesetzt. Der Band beleuchtet aktuelle Erkenntnisse zu derartigen Verfestigungsprozessen aus unterschiedlichen Perspektiven. Einen zentralen Stellenwert nehmen Untersuchungen aus der Sicht der Fremdsprachen ein.

Ausgehend von der Überlegung, dass grammatische Variation als integraler Bestandteil der Sprache anzusehen ist, zeigt dieser Band anhand ausgewählter morphosyntaktischer Phänomene auf, wie ein korpuslinguistischer Zugang genutzt werden kann, um die Vielfalt und Variabilität des Sprachgebrauchs in einer bislang ungekannten Detailschärfe zu erfassen. Neben einer präzisen Beschreibung der Verteilung und Häufigkeit grammatischer Varianten werden Faktoren ermittelt, die die Distribution der Varianten steuern. Darüber hinaus werden Hypothesen aus der einschlägigen Forschungsliteratur überprüft und neue Muster, Zusammenhänge und Regularitäten aufgedeckt.

Der Band untersucht die Verwendung der Bewegungsverben [[kursiv/a]]kommen[[kursiv/e]] und [[kursiv/a]]gehen[[kursiv/e]] sowie der mentalen Verben [[kursiv/a]]wissen[[kursiv/e]] und [[kursiv/a]]denken[[kursiv/e]] im gesprochenen Deutsch. Anhand einer Kombination explorativer, mit der Schriftlichkeit vergleichender Korpusuntersuchungen und interaktionslinguistischer Analysen werden spezifisch mündliche Argumentrealisierungsmuster identifiziert und deren funktionale Motivationen beschrieben. Es zeigt sich, dass viele verbgebundene Konstruktionen diskursorganisatorische Funktionen erfüllen oder mündlichkeitsspezifische Bedeutungen haben und dass dabei reduzierte Formen besonders häufig sind.